Welche Lernmethode ist die beste für erfolgreiches Vokabel lernen?

Das Ziel jeder Lernsession sollte sein, die Vokabeln nicht nur bis zum nächsten Vokabeltest zu behalten, sondern sie in das Langzeitgedächtnis zu befördern. Dadurch ist man in der Lage, auch lange nach dem besagten Vokabeltest sich an die Wörter zu erinnern.
Aber wie funktioniert das am besten? Der Zeitaufwand soll möglichst gering sein, schließlich gibt es viel interessantere Dinge die man machen kann, als den Nachmittag mit Vokabeln Pauken zu verbringen.

Wir alle kennen Methoden wie benutze Eselsbrücken, spreche die Vokabeln laut vor dich hin, lernen mit allen Sinnen schon oft gehört. Das sind alles hilfreiche Stützen, keine Frage aber dieses Wissen allein ist nicht der Schlüssel. Um das Vokabel lernen effektiv zu gestalten braucht es eine durchdachte Strategie. In diesem Artikel stellen wir verschiedene Methoden vor und verweisen auf den aktuellen Stand der Lernforschung.

Das Vokabelheft

Das Vokabelheft ist leider immer noch die häufigste Methode mit der Schüler Vokabeln lernen. Die Vokabeln aus dem Buch werden in das zweispaltige Vokabelheft übertragen. Gelernt werden die Vokabeln, indem abwechselnd die Spalten abgedeckt werden und die verdeckten Wörter laut gesagt oder geschrieben werden. Diese Methode bringt jedoch viele Nachteile mit sich:

  • Vokabeln werden im Kontext der Reihenfolge gelernt und schlechter gewusst, wenn sie nicht im Kontext abgefragt werden. Das heißt, wenn auf einer Seite nacheinander die Wörter „cat“, „cake“ und „to play“ stehen, weiß der Schüler das Wort „cake“ leichter, wenn davor das Wort „cat“ abgefragt wird. Da man nun mal nicht im Voraus weiß, welche Wörter in welcher Reihenfolge in einer Konversation vorkommen werden, ist das natürlich ein großer Nachteil für die Praxis.
  • Der zweite Nachteil ist die große Ineffizienz und der damit einhergehende Zeitverlust, die mit dieser Lernmethode einhergehen.
    Beim Automatisieren durch viele Wiederholungen ist es Zeitverschwendung, die bereits gut beherrschten Wörter genauso häufig zu wiederholen wie jene, die man noch nicht gut kann. Also muss man zwischen beiden trennen. Im Vokabelheft heißt das: Man muss markieren, welche Wörter man nicht auf Anhieb wusste. Das ist aber kaum sinnvoll möglich, wenn man täglich bzw. mehrmals die Woche übt.
  • Der letzte große Nachteil, auf den ich eingehen möchte ist der Mangel einer festen, strukturierten Wiederholung. Wörter werden wiederholt, wenn man gerade Zeit hat, es gibt aber kein festes System, durch dass z. B. alle Vokabeln mindestens 6-mal wiederholt werden, hat man gerade keine Zeit so kommen neue Vokabeln dazu und man verliert den Überblick und weiß nicht mehr welche Vokabeln man schon kann und welche noch nicht.

Fazit

Vom Vokabelheft ist dringend abzuraten. Es ist ineffizient, die Wörter werden immer in der selben Reihenfolge gelernt und eine Automatisierung bzw. konstante Wiederholung der Wörter, die schwerer Fallen als andere, ist nicht möglich bzw. äußerst unübersichtlich. Das Vokabelheft gehört zur „alten Schule“ und gilt in der Lernforschung schon längst als veraltet. Wenn dich diese Argumente noch nicht ausreichend überzeugen, dann schau dir einemal diesen Artikel an, hier wird noch etwas genauer auf das Vokabelheft eingegangen.

Karteikasten

Der Karteikasten gleicht einige Nachteile der Vokabelliste aus. Für jede Vokabel wird eine Karteikarte geschrieben, auf die eine Seite wird das deutsche Wort geschrieben, auf die andere Seite die entsprechende Übersetzung. Der Karteikasten ist idealerweise in 7 Fächer untergliedert. Jede neue Vokabel kommt in das erste Fach. Wird eine Vokabel korrekt wiederholt, wandert sie ein Fach weiter, weiß der Lerner die Vokabel nicht, wandert die Karte ein Fach zurück. Hat eine Karteikarte das letzte Fach erreicht, gilt sie als gelernt.

Vorteile
  • Vokabeln werden in regelmäßigeren Abständen wiederholt, erst wenn eine Vokabel alle Fächer durchlaufen hat, gilt sie als gelernt.
  • Die Technik ist außerdem wesentlich effizienter als das Vokabelheft, da einfache Vokabeln weniger oft wiederholt werden als schwere Vokabeln.
Nachteile
  • Ein Karteikasten ist meist recht groß und unflexibel, das heißt, gelernt wird meist zu Hause am Schreibtisch. Kurze Pausen, wie das Warten auf den Bus oder die Bahnfahrt zur Schule oder Zeit im Wartezimmer beim Arzt können so meist nicht genutzt werden.
  • Angenommen, man macht sich das Vokabel lernen zur Routine, und lernt jeden Tag 10 Minuten, so kann eine Vokabel innerhalb 7 Tage alle Fächer durchlaufen und als gelernt gelten. Aber reicht die Zeitspanne von nur einer Woche aus, um Vokabeln in das Langzeitgedächtnis zu bringen, sodass sie auch nach Monaten oder gar Jahren noch abrufbar sind? Studien haben gezeigt, dass es meist mehr Zeit braucht, bzw. die Abstände, in denen die Vokabeln wiederholt werden sollen, meist größer als ein Tag sein sollten. Zu erkennen welche Karten aus Fach 3 Heute wiederholt werden sollen, und welche erst in ein paar Tagen wird schnell schwer und unübersichtlich. Mit einem Vokabelkasten dabei Überblick zu behalten ist äußerst umständlich und überhaupt, in welchen Abständen sollen die Vokabeln eigentlich wiederholt werden? Diese Frage haben sich einige Lernforscher ebenfalls gestellt. Das Ergebnis dieser Frage nennt sich Spaced-repetition-system. Diese Methode wird im nächsten Abschnitt ausführlich erklärt.

Spaced-repetition-system

Das Spaced-repetition-system basiert auf der Vergessenskurve von Ebbinghaus. Durch empirische Forschung hat Ebbinghaus untersucht, wie schnell wir Informationen wieder vergessen. Er kam zu dem Schluss, dass wir bereits 20 Minuten nach dem Lernen schon ca. 40 % vergessen haben, nach einer Stunde 55 %, und nach einem Tag 76 %. Dauerhaft behalten wir 15 %. Das Ergebnis seiner Forschungen ist die Vergessenskurve, welche den Verlauf des Verlustes von Informationen in unserem Gedächtnis zeigt.

In den Prozess des Vergessens greift nun das spaced-repetition-system ein. Nach diesem System lernen wir am effizientesten, wenn wir kurz bevor wir eine Information vergessen würden diese Wiederholen. Das Resultat zeigt die folgende Kurve.

Die rote Kurve zeigt den Verlauf des Vergessens nach einmaligem Wiederholen. Die grünen Kurven zeigen Verlauf nach zweimaligem, dreimaligem und viermaligem Wiederholen. Nach jeder Wiederholung wird die Vergessenskurve flacher. Das heißt, je öfter wir etwas wiederholen, desto länger dauert es, bis wir das gelernte wieder vergessen. Das bedeutet also, wenn du Vokabeln lernst, solltest du sie in immer größer werdenden Abständen wiederholen. Um genau zu sein in, exponentiell steigenden Abständen.
Aber welches sind jetzt die effektivsten Abstände in welchen die Vokabeln abgefragt sollten?

Die Frage lässt sich jedoch gar nicht so leicht beantworten. Die optimalen Abstände sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Dem Schwierigkeitsgrad des gelernten, der Menge des Lernstoffs sowie der persönlichen Lernkapazität des Lerners. Studien haben jedoch gezeigt, dass es etwa 7 Wiederholungen braucht um eine Vokabel in das Langzeitgedächtnis zu bringen. Die Studie phase-6-Research-Final-Report, welche von der Phase 6 durchgeführt wurde, hat folgende Abstände experimentell ermittelt:

Diese Phasenabstände funktionieren experimentell sehr gut und zeigen, dass die Personen mit diesem System deutlich effizienter lernen. Die genauen Abstände machen keinen relevanten Unterschied, wichtig ist in erster Linie, dass die Abstände immer größer werden. Wenn du dich an dieses Konzept hältst, wirst du merken, dass du dir die Vokabeln langfristig bei gleichem Lernaufwand deutlich besser merken kannst.

Aber wie behalte ich den genauen Überblick? Wann weiß ich welche Vokabel heute abgefragt werden soll?

Und hier kommt die App ins Spiel. Es gibt zahlreiche Apps, die genau dieses System anwenden. So musst du dir keine Gedanken machen und bekommst durch einen bereits vorprogrammierten Algorithmus immer automatisch die passenden Vokabeln.
Ein weiterer Vorteil der App ist außerdem, dass du sehr flexibel bist. Du kannst beim Warten auf den Bus, im Wartezimmer beim Arzt oder in der Mittagspause einfach kurz eine 5 Minütige Lernsession einlegen. Ohne dass du dir aktiv Zeit nehmen muss, kannst du so eine menge Vokabeln in das Langzeitgedächtnis bringen und so schnell und effizient deutliche Fortschritte machen!

Lernen mit allen Sinnen

Die sogenannte multisensorische Lerntheorie besagt, dass das Gehirn leichter lernt, wenn mehrere Sinne parallel angesprochen werden. Diese Theorie wurde mittlerweile von einigen Studien bestätigt. Unter anderem von einer Studie von Prof. Dr. med. Katharina von Kriegstein am Max Planck Institut für Kogntions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
In der Studie haben die Wissenschaftler Vimmi – eine Kunstsprache benutzt, die sie selbst entwickelt haben und die ähnliche Lautregeln verwendet wie das Italienische. Dadurch war sichergestellt, dass die Vokabeln für alle Studienteilnehmer gleichermaßen unbekannt waren. Die Studienteilenhmer und Teilnehmerinnen haben sich eine Woche lang die Bedeutung von abstrakten und konkreten Vimmi-Substantiven unter verschiedenen Bedingungen eingeprät: Im ersten Experiment betrachteten die Probanden ein zum Wort passendes Bild oder eine Geste, nachdem sie das Wort gehört hatten. Im zweiten Experiment malten sie das entsprechende Wort symbolisch in der Luft nach oder drückten es mit einer Geste aus. Die Forscher überprüften dann zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach der Lernphase, ob sich die Studienteilnehmer noch an den Begriff erinnern konnten.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass sich die Probanden die Begriffe am besten merken konnten, wenn sie diese selbst mit Gesten ausdrückten. Die Art und Weise, wie ein Begriff gelernt wurde, spiegelte sich sogar in der Aktivität des Gehirns wider. So waren unter anderem auch Gehirngebiete des Bewegungssystems aktiv, wenn ein Proband nach der Lernphase einen mit Gesten gelernten Begriff übersetzte. Regionen des Sehsystems wiederum wurden bei Wörtern aktiviert, die in der Lernphase von Bildern begleitet worden waren.
Wir lernen also mit allen Sinnen. Auch Schmecken und Riechen spielen beim Lernen eine Rolle, ebenso Gefühle. Doch funktioniert das multisensorische Lernen nach dem Motto je mehr Sinne, desto besser? „Wahrscheinlich ja. Wie stark sich der Lernerfolg aber durch mehrere Sinne steigern lässt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Die einzelnen Sinneseindrücke sollten aber idealerweise zusammenpassen. Wer also das spanische Wort für Apfel lernen will, sollte eine Apfel-Geste machen, einen Apfel schmecken oder ein Apfelbild betrachten.

Assoziiere und lerne in Zusammenhängen!

Ein zentraler Punkt, der durch die Lernforschung in den letzten Jahren widerlegen konnte, ist der Irrglaube „Ein Wort = ein Speicherort“ . Vielmehr wird ein Wort in verschiedenen Hirnregionen gespeichert. Und zwar immer im richtigen Sinnzusammenhang. Das heißt, wir speichern ein und dasselbe Wort mehrmals ab, immer im entsprechenden semantischen Kontext. Isolierte Daten ohne Kontext und Zusammenhang kann das Gehirn daher nicht speichern, noch nicht einmal wahrnehmen. Daher musst du Vokabeln stets in bestimmten Zusammenhängen lernen bzw. zu jeder Vokabel Assoziationen herstellen können. Wenn du in der Schule bist passiert das schon automatisch. Dadurch, dass die gelernten Vokabeln in den Texten und Übungen, die in der Schule behandelt, werden ständig vorkommen, können sie damit assoziiert und wiederholt werden, jedenfalls ist so die Idealvorstellung eines guten Fremdsprachenunterrichts.


Wie du jedoch am besten vorgehst, wenn du Selbstlerner bist oder dein Fremdsprachenunterricht Qualitätslücken aufweist möchten wir dir jetzt zeigen:


Eine sehr gute Variante ist das Vokabel lernen mit der App EWA. Hier lernst du nicht einfach willkürliche Vokabeln, sondern Vokabeln die du benötigst, um ein spezielles Buch zu verstehen. Du lernst die Vokabeln somit nicht zusammenhangslos, sondern du kannst sie mit der Geschichte oder dem Artikel, in dem sie vorkommen verknüpfen.
Alternativ kannst du dir auch eine Liste von Vokabeln anfertigen, die in deinem Lieblingsfilm vorkommen, die du jedoch nicht verstehst. Diese Vokabeln kannst du dann in eine Lernapp integrieren und lernen. Anschließend kannst du die Vokabeln ganz entspannt wiederholen, indem du den Film anschaust. Somit lernst du nicht nur Vokabeln, sondern verbesserst dein Sprachgefühl insgesamt, da dein Unterbewusstsein beim Filmschauen ständig aktiv ist und dazulernt.

Fazit

Fassen wir einmal die wichtigsten Prinzipien zusammen die eine erfolgreiche Lernmethode ausmacht. Das erste und wichtigste ist das Spaced-repetition-system. Das Spaced-repetition-system muss die Basis für deine Lernstrategie sein. Das ist die effizienteste und beste Lernmethode. Zahlreiche Studien und Experimente bestätigen dies. Hilfreich ist es zudem, wenn du beim Wiederholen der Vokabeln die Wörter bildlich vorstellst. Versuche die Vokabel an dein bekanntes Wissensnetz anzuknüpfen. Beispielsweise Wörter aus anderen Sprachen die so ähnlich klingen oder andere Wortfamilien.
Last but not least: Wenn ein bestimmtes Wort ständig wieder und wieder in Phase 1 landet, weil du es dir absolut nicht merken kannst, dann überlege dir eine Eselsbrücke. Du darfst das Wort nicht in die nächste Phase schieben bevor du dir nicht eine funktionierende Eselsbrücke überlegt hast.


Nimmst du diese 3 Punkte ernst und integrierst sie in dein Lehrkonzept, dann wirst du schnell merken wie du deutliche Fortschritte machen wirst.

Wenn du nach einer App suchst, die diese Lernprinzipien integriert hat, dann schau dir doch mal unser Top 10 Ranking an. Hier haben wir über 50 Vokabel-Apps verglichen und die besten 10 ausgewählt und ausführlich bewertet.